5 Fragen an ... den Portfoliomanager Sven Pfeil
Im Rahmen der Interviewreihe zum aktuellen Börsengeschehen stellen wir regelmäßig fünf ausgewählte Fragen an Experten aus dem Bereich Fonds- und Portfoliomanagement. Michael Pannwitz, Leiter des Bereiches Individualkunden der Volksbank BraWo, hat für unser zweites Interview mit dem Portfoliomanager Sven Pfeil, Vorstandsmitglied der ARAMEA AG, gesprochen.
Wer ist Sven Pfeil?
Sven Pfeil ist seit der Gründung der ARAMEA AG im Jahr 2008 im Unternehmen tätig. Er ist Mitglied des Vorstands und u.a. für die Nachranganleihen-Fonds verantwortlich. Weitere Aufgabengebiete sind Wandelanleihen und die Entwicklung neuer Fondskonzepte sowie die Akquisition von Kunden.
Seine berufliche Laufbahn begann er 1994 mit der Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Commerzbank. Anschließend arbeitete er drei Jahre bei der Bank in der Betreuung institutioneller Kunden. Berufsbegleitend machte er seinen Abschluss zum Diplom-Bankbetriebswirt an der Frankfurt School of Finance & Management und absolvierte ein Studium zum Financial Risk Manager (GARP). Im Jahr 2000 wechselte Sven Pfeil als Portfoliomanager zur Nordinvest GmbH. Hier war er für das Management von Rentenfonds zuständig und verantwortete die Bereiche Wandelanleihen und strukturierte Produkte.
Michael Pannwitz: Herr Pfeil, wie ist Ihre aktuelle Sicht auf das Thema Inflationsangst?
Sven Pfeil: Aus unserer Sicht wird die Wahrscheinlichkeit für eine Rückkehr eines Inflationsumfeldes, welches einen solchen Namen verdient, unterschätzt. Gerade mittel- und langfristig sprechen die Energiewende, demographische Faktoren oder aber auch De-Globalisierungstendenzen für mehr Inflationsdruck. Zudem darf man, und das ist womöglich der wichtigste Aspekt, nicht unterschätzen, dass höhere Inflationsraten politisch gewollt sind und sein werden. Die US-Notenbank strebt, nachdem die Inflation jahrelang zu niedrig war, nun aktiv eine Rate oberhalb des Inflationsziels an. Die EZB ist zumindest bereit, höhere Preissteigerungsraten als die 2% zu tolerieren. Positive Zinsen in Deutschland sind auf absehbare Zeit absolut möglich, wenngleich Renditen deutscher, US-amerikanischer sowie Staatsanleihen anderer „sicherer Häfen“ nun im Aufschwung nach der Corona-Pandemie etwas weniger stark steigen, als wir dies aus früheren Konjunkturaufschwüngen gewohnt sind.
MP: Warum in Zeiten von Minus- bzw. Null-Zinsen noch in festverzinsliche Wertpapiere investieren?
SP: Hier muss man klar differenzieren. Die Performanceerwartung für deutsche Staatsanleihen und Pfandbriefe ist negativ, und das sogar schon auf nominaler Basis. Es gibt aber auch im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere noch Segmente, in denen man bei überschaubaren Zinsänderungsrisiken attraktive Rendite erzielen kann. Dazu gehören Nachranganleihen, die anderen Treibern unterliegen als klassische Anleihen und ein sehr interessantes Chance-Risiko-Verhältnis bieten.
MP: Beschreiben Sie kurz, wie Sie diese Philosophie in Ihren Produkten konkret umsetzen?
SP: In unseren Fonds investieren wir in Nachranganleihen von Banken, Versicherungen und Industrieunternehmen. Aufgrund von regulatorischen Vorgaben ist das Eigenkapital insbesondere bei Banken in den letzten Jahren gestiegen, was positiv für uns Bondholder wirkt. Nachranganleihen werden in der Regel von etablierten Unternehmen begeben mit einer entsprechend langen Historie am Rentenmarkt. Unser Fokus liegt auf Emittenten in stabilen Volkswirtschaften wie Deutschland, Frankreich, USA und den Niederlanden. Die Kombination aus einer durchschnittlichen Rendite von über 3% und gleichzeitig einer Duration von nur 3 Jahren erachten wir als sehr attraktiv.
MP: Warum sollten Anleger in aktiv gemanagte Produkte investieren und nicht in einen ETF?
SP: Im Bereich der Nachranganleihen gibt es - nicht zuletzt wegen ihrer Komplexität - weiterhin spannende Ineffizienzen, die man als aktiver Manager nutzen kann. Hier macht es auch Sinn, einen genauen Blick in die Anleihebedingungen zu werfen, da hier wesentliche Merkmale der jeweiligen Anleihe aufgeführt sind, die für die Bewertung sehr wichtig sind. Zudem ist es hilfreich, die Gewichtungen zwischen Banken, Versicherungen und Industrieunternehmen sowie auf regionaler Ebene (Kerneuropa, Peripherie, USA etc.) flexibel zu gestalten.
MP: In wie fern berücksichtigen Sie in Ihren Managemententscheidungen das Thema Nachhaltigkeit?
SP: Das Thema Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema bei der ARAMEA. Bereits seit vielen Jahren verlangen insbesondere unsere Kunden aus dem kirchlichen Bereich und Stiftungen eine Anlage unter der Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten. Im Jahr 2017 haben wir einen nachhaltigen Fonds aufgelegt. Dieser erfüllt mit den Leitfäden der evangelischen und katholischen Kirche, den Prinzipien des United Nations Global Compact sowie den Richtlinien des Österreichischen Umweltzeichens gleich vier strenge Kriterienkataloge, die vollumfänglich eingehalten werden müssen. Zudem erfolgt noch ein Positive Screening durch ISS ESG (Nachhaltigkeitsagentur der Institutional Shareholder Services), das widerspiegelt, inwieweit Unternehmen bestimmte Richtlinien in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung berücksichtigen. Außerdem hat die ARAMEA die von der UN unterstützten Principles for Responsible Investment unterzeichnet.
MP: Vielen Dank für Ihre Antworten, Herr Pfeil!