5 Fragen an ... Fondsmanager Andreas Fruschki
Im Rahmen der Interviewreihe zum aktuellen Börsengeschehen stellen wir regelmäßig 5 ausgewählte Fragen an Experten aus dem Bereich Fonds- und Portfoliomanagement. Michael Pannwitz, Leiter des Bereiches Individualkunden der Volksbank BraWo, hat für unser fünftes Interview mit Andreas Fruschki, Head of Thematic Equity bei Allianz Global Investors, gesprochen.
Wer ist Andreas Fruschki?
Andreas Fruschki ist Head of Thematic Equity bei Allianz Global Investors, für die er seit 2005 tätig ist. In dieser Funktion ist er verantwortlich für die Analyse globaler Aktieninvestment-Themen. Gleichzeitig managt er diverse Themenfonds von Allianz Global Investors, etwa die Allianz Thematica- und Global-Water-Strategien. Zuvor leitete er das europäische Aktienresearch bei Allianz Global Investors. Fruschki verfügt damit über 15 Jahre an Investmenterfahrung.
Zuvor hat er an der University of Western Sydney einen M.B.A.-Abschluss mit dem Schwerpunkt Investment Management erworben. Außerdem studierte Fruschki Jura an der Humboldt-Universität Berlin und legte im Jahr 2004 sein zweites Staatsexamen ab. Zudem ist er CFA-Charterholder (Chartered Financial Analyst).
Was sind "Themenfonds"?
Themenfonds haben weder einen rein geographischen noch sektorspezifischen Fokus, sondern sind vielmehr auf ein bestimmtes Thema spezialisiert. Beispiele hierfür sind die Bereiche alternative Energien, Biotechnologie, Lifestyle oder Internet. Themenfonds investieren überwiegend in Aktien von Unternehmen, die sich in irgendeiner Form mit der Wertschöpfungskette des ganz speziellen Themas beschäftigen. Gleichzeitig können auch ethische Fonds in diese Kategorie fallen.
Michael Pannwitz: Sehen Sie in Themenfonds nicht deutlich höhere Risiken als bei breiter streuenden Aktienfonds?
Andreas Fruschki: Unsere Welt unterliegt permanenten, mitunter rasanten Veränderungen. Anlageentscheidungen werden von Megatrends beeinflusst, die sich in einzelne Themen unterteilen lassen. Themenfonds ermöglichen Anlegern die Partizipation an den Chancen struktureller Veränderungen, die durch Innovation, demografischen Wandel, Ressourcenknappheit oder Urbanisierung vorangetrieben werden. Die Anlagerichtlinien unseres Fonds sehen vor, breit diversifiziert zu investieren. Dies erreichen wir dadurch, dass die Gewichtung eines Einzeltitels auf maximal 1 Prozent beschränkt ist und sich hieraus eine breite Streuung des Portfolios ergibt.
MP: Welche Themen halten Sie für die nächsten 5 Jahre für besonders aussichtsreich?
AF: Die Entwicklung Künstlicher Intelligenz (KI) erlebt dank Clouds, Smartphones und den dadurch angestiegenen Rechner- und Speicherkapazitäten einen Evolutionssprung. So ist der Markt für Künstliche Intelligenz als Folge des großen Potenzials in den letzten Jahren stark gewachsen – und hat auch für die Zukunft außerordentliche Wachstumsaussichten. Aber welche Möglichkeiten ergeben sich hieraus für Anleger? Durch Künstliche Intelligenz können zum einen Prozesse schlanker und damit effizienter gestaltet und Informationen besser gesammelt sowie ausgewertet werden. Gleichzeitig ist sie Motor für Innovationen. All das war seit jeher die Basis für Wachstum, weshalb manche Forscher derzeit glauben, dass Künstliche Intelligenz bis 2035 das Wirtschaftswachstum verdoppeln könnte – Potenzial, für das Anleger schon heute einen Grundstein legen können.
Die Digitalisierung integriert sich immer stärker in unseren Alltag. Von der Nutzung des Smart Phones über Sprachassistenten bis hin zu Smarten Städten und autonomen Autos – eine Welt ohne Technologie und zunehmend auch künstliche Intelligenz ist kaum noch vorstellbar. Cyber Security wird immer dringender benötigt, um unser digitales Leben zu schützen.
MP: Wie stehen Sie zu den aktuellen Trends "Wasserstoff und Bitcoin"?
AF: Bitcoin hat den vermeintlichen Reiz des Neuen. Die dahinter liegende Technologie (Blockchain) ist auch attraktiv. Der Fehler: Wer Bitcoin kauft, kauft eine sogenannte Krypto-Währung, aber nicht die Technologie. Krypto-Währungen sind vollkommen unreguliert und haben keinen intrinsischen Wert, so auch Bitcoin. Wenn denn überhaupt von Währungen gesprochen werden kann, und nicht vielmehr von einem Token. Bitcoin ist kein Anlagevehikel, sondern ein reines Narrativ.
Heutzutage wird Wasserstoff fast ausschließlich in der Chemieindustrie verwendet. Die weltweite Nachfrage nach reinem Wasserstoff beläuft sich aktuell auf etwa 70 Mt (Millionen Tonnen), wobei Wasserstoff derzeit überwiegend aus Erdgas und Kohle durch Dampfreformierung gewonnen wird. Dadurch entstehen jährlich Emissionen von 830 Mt CO² – so viel wie die jährlichen CO²-Emissionen von Indonesien und Großbritannien zusammengenommen. Angesichts der globalen Dekarbonisierungs-Bemühungen gehen wir davon aus, dass die Erzeugung von Wasserstoff aus fossilen Brennstoffen nach und nach durch kohlenstoffarme oder CO²-freie Produktionsformen wie die mit erneuerbarer Energie betriebene Elektrolyse ersetzt werden wird. Angesichts der bestehenden Nachfrage in Verbindung mit der Dekarbonisierung und der sich neu herausbildenden Nachfrage glauben wir, dass der Markt für reinen und sauberen Wasserstoff von 2020 bis 2030 um mehr als 20 Prozent pro Jahr wachsen wird.
MP: Wie viel Zeit geben Sie einem einzelnen Thema bis es sich erwartungsgemäß entwickelt?
AF: Der optimale Zeitraum zur Alpha-Generierung, also einen Mehrwert gegenüber anderen Anlagen zu schaffen, ist schwer zu bestimmen, generell beträgt unser Zeithorizont 2–5 Jahre, wir gucken aber natürlich ständig wie sich Themen entwickeln, wie sich sogenannte Topics innerhalb der Themen entwickeln und ob es nicht chancenreichere Ideen gibt. Das Thema „Bildung“ zum Beispiel haben wir dieses Jahr ausgetauscht und durch das Thema „Infrastruktur“ ersetzt.
MP: Sie managen auch einen "Haustierfonds". Was macht diesen Themenbereich für Sie so besonders?
AF: Haustiere gehören heute für viele Menschen zur Familie. Sie sind nicht länger Nutztier, sondern Lebensbegleiter, Freund oder Therapiepartner. Daher verwundert es deshalb vielleicht auch nicht, dass letztes Jahr in Deutschland 65 Prozent der Katzen- und Hundehalter ihrem Vierbeiner ein Weihnachtsgeschenk gekauft haben. Das ist nur ein Beispiel, das den allgemeinen Trend untermauert: die Bereitschaft, für das Wohlergehen und die Versorgung von Haustieren mehr Geld auszugeben. Der globale Markt für Produkte und Dienstleistungen rund um Haustiere wächst derzeit um 5 Prozent pro Jahr. Studien kommen zu dem Ergebnis, dass sich dieser Wachstumstrend fortsetzen wird. Dabei ist der Markt aus unserer Sicht weitgehend krisenfest: ist ein Haustiere krank, wird es bestmöglich versorgt – unabhängig vom Wirtschaftsumfeld. Das macht es für uns als Investoren zu einem besonders spannenden Bereich.
MP: Ich danke Ihnen für das Gespräch, Herr Fruschki.