Fünf Fragen an ... Fondsmanager Dr. Bert Flossbach
Im Rahmen der Interviewreihe zum aktuellen Börsengeschehen stellen wir regelmäßig fünf ausgewählte Fragen an Experten aus dem Bereich Fonds- und Portfoliomanagement. Michael Pannwitz, Leiter des Bereiches Individualkunden der Volksbank BraWo, hat für unser drittes Interview mit dem Fondsmanager Dr. Bert Flossbach, Gründer und Vorstand der Flossbach von Storch AG, gesprochen.
Wer ist Dr. Bert Flossbach?
Dr. Bert Flossbach gründete 1998 die Flossbach von Storch AG und ist seitdem Vorstand. Er verantwortet die Bereiche Research sowie Investment Management. Er absolvierte ein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität zu Köln und promovierte anschließend über Portfoliomanagementkonzepte zur Verwaltung von Privatkundenvermögen an der Universität Innsbruck.
Von 1988 bis 1991 betreute Dr. Flossbach private und institutionelle Anleger bei der Matuschka Gruppe in München. Bevor er schließlich die Flossbach von Storch AG gründete, war er von 1991 bis 1998 als Executive Director bei Goldman Sachs & Co tätig. Dort verantwortete er die Verwaltung deutscher und internationaler Vermögen in New York und Frankfurt.
Michael Pannwitz: Wie bedeutend ist die Person Dr. Bert Flossbach für den Anlageerfolg?
Dr. Bert Flossbach: Der Fondsmanager trägt natürlich eine besondere Verantwortung. Dieser Verantwortung kann er aber nur innerhalb und mithilfe eines starken Teams gerecht werden. Wir haben viele sehr erfahrene, sehr fähige und talentierte Kolleginnen und Kollegen in der Truppe. Darauf sind wir stolz! Insofern würde ich meine Rolle nicht überbewerten.
MP: Wird bei einem so großen Fonds das Volumen irgendwann zu einer Behinderung der Anlagestrategie?
BF: Eine Frage, mit der wir uns natürlich beschäftigen und die wir im Übrigen schon seit vielen Jahren gestellt bekommen. Die Größe des Fonds beschränkt die Anlagemöglichkeiten insofern, als dass nicht mehr jedes Investment sinnvoll erscheint, weil die Auswirkungen auf das Portfolio kaum messbar wären – einerseits. Andererseits ergibt sich aus der Größe ein Vorteil, der den zuvor genannten vermeintlichen Nachteil deutlich überkompensiert: Je größer ein Fonds, desto größer sind in der Regel auch die Beteiligungen an einzelnen Unternehmen. Und umso einfacher bekommt das Fondsmanagement Zugang zur Unternehmensführung, was den Dialog deutlich erleichtert. Heute stehen wir in engem Austausch mit dem Top-Management von fast allen Unternehmen, an denen wir beteiligt sind. Zu wissen, wie das Management, die Manager „ticken“, ist ein zentraler Bestandteil der Beurteilung des jeweiligen Investments, der damit verbundenen Chancen und Risiken und damit unserer Anlagestrategie.
MP: Welche Rolle spielen Nebenwerte in Ihrem "Flaggschiff"?
BF: Eine untergeordnete, wenngleich es da keinen direkten Zusammenhang mit der Größe des Fonds gibt, sondern was vielmehr mit unserer grundsätzlichen Vorliebe für sehr liquide Titel zu tun hat. Diese Vorliebe hat es auch schon gegeben, als der Fonds noch deutlich kleiner war.
MP: Können Sie die Wertpapierpositionen schnell genug absichern, wenn Sie dies auf Basis Ihrer Markteinschätzung tun möchten?
BF: Da gibt es ausreichend Möglichkeiten, also keine Probleme. Der Februar/März 2020 war da ein sehr guter Praxistest. Wir hatten in der Hochphase der Corona-Pandemie innerhalb kürzester Zeit große Teile unseres Aktienengagements abgesichert – und die Sicherungen dann schrittweise wieder abgebaut. Generell sind wir aber zurückhaltend, was Sicherungsinstrumente betrifft. Sie kosten Geld und schmälern langfristig die Rendite – sie sollten also niemals Selbstzweck werden. Nicht jede Kursdelle kann und sollte „geglättet“ werden.
MP: Gibt es Anlageregionen, die Sie momentan bevorzugen oder besonders gut bzw. eher schlecht einschätzen können?
BF: Das lässt sich pauschal leider nicht beantworten, weil wir keine Länderallokation machen. Wir schauen immer zuerst auf die Unternehmen, deren Aktien oder Anleihen wir interessant finden, nicht auf das Land, in dem sie ihren Hauptsitz haben. Das fließt zwar auch in die Beurteilung ein, ist aber nicht entscheidend.
MP: Vielen Dank für das Interview, Dr. Flossbach!